Geschichte

Im Jahre 1819 kam Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm der Erste, mit einem kleinen Gefolge nach Saarbrücken. Die Bürgerschaft und die Gymnasiasten brachten ihm zu Ehren einen Fackelzug. Abends war Serenade und Essen, wozu die Spitzen der oberen Behörden eingeladen waren.
Bei der Tafel kam der Prinz mit den eingeladenen Herren vom Bergamt, den Bergräten Böcking und Sello ins Gespräch. Er interessierte sich sehr für die Bergwerke, insbesondere für die Gewinnung der Kohle in unterirdischen Stollen und äußerte den Wunsch einmal so eine Kohlengrube mit ihrem Betriebe in Augenschein zu nehmen.
Es wurde vereinbart, daß er einen Abstecher nach der Grube Geislautern, die damals mit die größte und besteingerichtete Grube des Saarreviers war, machen sollte. Es wurde direkt ein reitender Bote losgeschickt, der dem Verwalter der Grube Geislautern dies mitteilen sollte. Der Verwalter solle alles nötige in Bereitschaft setzen und für einen würdigen Empfang Sorge tragen. Der Vorsteher, der hierauf nicht vorbereitet war, war ganz bestürzt. Er ließ sofort seine Obersteiger, Schichtmeister und sonstige ihm zur Verfügung stehende Beamten kommen und beratete wie man dem Prinzen einen würdigen Empfang bereiten könne.
Neben Böllerschüssen und einem Fackelzug in bergmännischer Tracht sollte der Prinz auch mit Musik empfangen werden. Aber woher diese nehmen? Der Kommandant des Saarlouiser Infanterieregimentes lehnte die Entsendung der dortigen Kapelle ab, da er diese für den bevorstehenden Prinzenbesuch in Saarlouis selber notwendig habe. Also wurde beschlossen selbst eine Musik zusammenzubringen, da einige Bergleute bereits als Kirmesmusikanten bekannt waren. Es wurde der hohe Betrag von bis zu 2 Taler für den Mann ausgesetzt. Tatsächlich kam ein Musikkorps von 9 Mann mit Blechinstrumenten zusammen, mit Musikern aus Gersweiler, Dudweiler, Bauernwald, Geislautern und St.Ingbert.
Dieses Musikkorps kam kurz vor der Ankunft des Prinzen in Geislautern zusammen, hatte aber noch soviel Zeit, eine Probe abzuhalten bei derer Anhörung die Geislauterner Bergbeamten bedenklich die Köpfe schüttelten, denn die Instrumente waren nicht aufeinander abgestimmt und jede Trompete hatte einen anderen Ton, auch waren die Spieler, welche unter gewöhnlichen Verhältnissen nur Kirmesmusik machten, nicht aufeinander eingeübt.
Als der Prinz mit seinen Begleitern ankam, wurde Tusch geblasen, was noch leidlich ging; hierauf wurde "Heil dir im Siegerkranz" gespielt. Den mitkommenden Saarbrücken Herren standen ob der Musik die Haare zu Berg. Der Bergrat Sello entschuldigte sich auch dieserhalb bei seiner Königlichen Hoheit.
Der Prinz dankte jedoch gnädig und fand die Musik allerliebst.

Soweit die Schilderung von Eduard Haas in einem Artikel über die saarländischen Bergkapellen, veröffentlicht in der Saarbrücker Zeitung am 21. April 1927. 

Als der Prinz wieder zu Hause war äußerte er dem Berghauptmann gegenüber den Wunsch, dass in Saarbrücken - ähnlich wie in Sachsen - zur Hebung des bergmännischen Standes ein reguläres Musikkorps gebildet werde. Und so entstand 1820 mit der "Saarbrücker Direktionskapelle" die erste reguläre saarländische Bergkapelle.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten war es bald üblich, dass fast jede saarländische Grube ihre eigene Bergkapelle hatte. Zeitweise existierten im Saarland über 15 Bergkapellen sowie ein zentrales Sinfonieorchester. Aber auch die meisten Bergkapellen traten lange Zeit sowohl als Sinfonie- als auch als Blasorchester auf. Zeitweise war der Stellenwert der Bergkapellen so hoch, dass sich große Teile der Bergkapellen aus professionellen Musikern zusammensetzten, die leichte Arbeiten in einer der Gruben zu verrichten hatten, deren Hauptaufgabe aber in der Ausübung des Musikdienstes bestand.

Aber seit Ende der 1950-er Jahre mussten immer mehr Kapellen wegen Bergwerksschließungen und Rationalisierungsmaßnahmen ihren Betrieb einstellen. Schließlich entschlossen sich die Saarbergwerke zu einer Neustrukturierung der saarländischen Bergmusik. So wurden 1969 die verbliebenen Bergkapellen zu zwei Orchestern zusammengefasst: zur Bergkapelle West und zur Bergkapelle Mitte. 1994 wurden schließlich diese beiden Kapellen zur "Bergkapelle der Saarbergwerke AG" fusioniert.

Nachdem die deutschen Steinkohleaktivitäten im Saarland, an der Ruhr und in Ibbenbühren unter dem Dach der DSK (Deutsche Steinkohle AG) zusammengefasst wurden, erhielt die Bergkapelle zunächst den Namen „Bergkapelle der DSK-Saar“ und später „Bergkapelle der RAG an der Saar“.

Nach dem Ende der Steinkohleförderung im Saarland gilt das Orchester als lebendiger Beleg der langen und intensiven Industriegeschichte, die das Saarland über Jahrhunderte hinweg geprägt hat. Um dieser Bedeutung auch zukünftig gerecht zu werden, wurde die Bergkapelle im Jahr 2016 in den neuen Trägerverein „Bergmusik an der Saar e.V.“ überführt. Seitdem trägt das Orchester den Namen BERGKAPELLE  SAAR. Ebenfalls 2016 hat die Bergkapelle eine neue Heimat gefunden: Dank der Unterstützung der RAG Stiftung und der Saarländischen Landesregierung konnte im Hauptgebäude des ehemaligen Bergwerks Reden ein Probesaal bezogen werden, in dem auch der Trägerverein von Bergkapelle Saar und Saarknappenchor - der Verein "Bergmusik an der Saar e.V." -  seinen Sitz hat. 

Die Aktivitäten der Bergkapelle reichen heute von Konzerten und der Mitgestaltung bergmännischer Aktivitäten bis hin zu Rundfunk-, Fernseh- und Tonträgerproduktionen. Die Engagements gehen dabei auch weit über die saarländische Landesgrenze hinaus. Klanglich dokumentiert ist das Wirken der Bergkapelle durch eine stattliche Anzahl von Tonträgerproduktionen (meist in Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk) und durch einen eigenen YouTube-Kanal. Ein besonderes Anliegen ist der Bergkapelle Saar die Förderung und Weiterentwicklung der heimischen Blasorchesterliteratur. Daher gehören die regelmäßige Vergabe von Kompositionsaufträgen sowie deren Uraufführung zum Orchesteralltag. Diese haben in aller Regel einen Bergbau- oder Saarlandbezug und dienen damit der Transformation hiesiger Geschichte und Industriekultur vom Gestern ins Heute.

Darüber hinaus beteiligt sich die Bergkapelle auch regelmäßig bei Wertungsspielen und Wettbewerben. So wurde sie beim Landesorchesterwettbewerb Saar mehrfach erster Preisträger in der Kategorie Blasorchester und konnte sich somit  beim Deutschen Orchesterwettbewerb  als eines der führenden deutschen Amateurblasorchester etablieren. Besonderer Höhepunkt war der Gewinn des Wettbewerbs im Rahmen des etblierten "Blasorchesterfestivals Prag" in Jahr 2020 (Sieg in der Höchstklasse sowie des Gesamtwettbewerbs).

Zum 200-jährigen Bestehen im Jahr 2020 wurde die Bergkapelle Saar vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit der der Pro-Musica-Plakette ausgezeichnet und im Jahr 2024 wurde sie gemeinsam mit dem Saarknappenchor und dem Verein Bergmusik an der Saar e.V. in die Landesliste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.